einleitung:
grossstadt tönt wohl etwas übertrieben. im vergleich mit lenzerheide ist er aber durchaus zulässig. die geschichte mit den indianern verhält sich folgendermassen. obwohl wir im selben land unterwegs sind, wandern wir auf einen sprachlichen grat, bei dem sich unsere und conradins welt , conradin ist das symbol der region, seines zeichens steinbock. durch eine bildliche darstellung des gesprochenen wortes unterscheidet, die, wie die geschichte beweist, durchaus zur besseren verständigung beiträgt. so kennen wir populäre grössen aus dieser region, die sich nicht einfach durch peter sondern als geissenpeter oder auch nicht als urs sondern als schällenursli in szene setzen. dieser art der darstellung werde ich mich hier anschliessen.
zum wesentlichen:
das ziel des urlaubs war klar. eine woche frühlingsskifahren unter bündner sonne mit gemütlichem beisammensein, salsiz und einem guten schluck maienfelder. kurz gesagt: erholung pur. unser nachtlager haben wir entgegen den schneggenpöstler auf der anderen talseite am anderen ende von lenzerheide city aufgeschlagen. der grund? die berühmt berüchtigten abende – wenn nicht nachtfüllenden rahmenaktivitäten – die den erholungsfaktor meinerseits wohl auf den nullpunkt hätten sinken lassen. nicht dass ich dies nicht mag, aber bei mir hallen die folgen oft tagelang nach… so reisten wir am sonntag an. bereits am mittag standen wir bei schönstem wetter auf der piste. keine minute zu früh. am morgen verdeckten dicke wolken den blick auf conradins heimat. kaiserwetter! und wir mittendrin – nicht nur dabei. der schnee war herrlich. und da kamen sie auch schon. nach und nach traf die ganze clique ein. als erstes die geniesser, dann die verliebten und zum schluss die querfahrer.
querfahrer steht nicht etwa für „gegen den strom schwimmer“ sonder ist in diesem fall von querfeldein abgeleitet. dieses grüppchen beschiss täglich die bergbahnbetriebe, indem sie bezahlte dienstleistungen nicht nutzten. wenn du eine wochenkarte kaufst, beinhaltet sie die beförderung auf den berg sowie das zutale gleiten auf top präparierten pisten. die querfahrer machten sich einen sport daraus, regelmässig zwischen den pisten den unberührten pulverschnee zu geniessen. planierte wege waren ihnen ein dorn im auge. zu dieser verbindung gehören: „schnee am helm“, „lueg eifach ned mi belag a“ und „aber bitte ohni rahm“.
„schnee am helm“, der täglich eine neue herausforderung sucht, indem er einen sprung mit landung in unberührter natur versucht und dann mit eben diesem schnee am helm unten ankommt, haben seine verwegenen versuche auch den spitznamen "lockere schraube" eingetragen. wenn er sich von seiner wetterfesten oberbekeidung trennt, gleicht er einer urzeitlichen panzerechse. mit sprüchen wie "meh sulz" fiel er ebenso auf wie mit seiner neigung für die etwas härtere musikrichtung, die den gemeinhin als hüttenzauber bekannten gemütlichen apres-ski-teil arg strapazierte. mit seinen legendären luftgitarren-solos bewies er aber, dass er ein echter partylöwe sein kann.
„lueg eifach ned mi belag a“ versteht es, im pulverschnee immer die schlechtesten stellen zu finden. nicht überall wo schnee drauf liegt, liegt auch schnee darunter. in sachen party halten steht er aber – wie im übrigen auch alle anderen – „schnee am helm“ in nichts nach.
„aber bitte ohni rahm“ ist wohl die filigrantechnikerin unter den querfahrern. sie schwingt gelassen und ruhig die zuckrigen hänge ab, als ob es nichts anderes gäbe. ihren namen verdankt sie dem umstand, dass der maienfelder bei den gegebenen temperaturen nicht wirklich angesagt war und stattdessen heissgetränke bestellt werden mussten, welche zum grössten teil mit schlagsahne geschmückt waren, was zwar den schneebedeckten gipfeln entgegen kam, in diesen mengen jedoch kaum einem menschlichen verdauungstrakt zugemutet werden sollten.
zur gruppe der verliebten zählen: „scharf wie ein messer“ und „send das mini schi“. „scharf wie ein messer“, der keinen präparierten hang ausliess, schnitt das weisse pulver unter seinen blau eingefärbten innerschweizer in massenfabrikation hergestellten brettern mit der präzision wie es eigentlich nur ein chirurge mit seinem skalpell kann. keine ahnung hat, wer ihn nicht für einen gigi von arosa hält. wenn dann noch „send das mini schi“ dazu kommt, der name entspringt im übrigen einer geschichte, die ich hier nicht wiedergeben möchte, da sie eher in die diesjährige fasnachtszeitung gehört, ist die geschichte mit den verliebten eigentlich schon erzählt. zeitweilig abwesend, verknutscht, sitzen die beiden ab und an etwas abseits und bekommen so auch nicht alle allgemein mit gebührendem ernst diskutierten themen mit.
fehlen eigentlich nur noch die geniesser: „der mit dem tiger rennt“, der auch „könig des apfelpunsch“ gerufen wird, erscheint auf den ersten blick mit den im retro-look gehaltenen sportschuhwerk der zeit etwas hinterher zu sein. bei genauerem hinschauen ist aber sein sportgerät aller erste wahl. „wie heisst dein stern“, die über magische fähigkeiten verfügen muss, ist immer da wo man sie nicht vermutet. unscheinbar, lautlos und wie von zauberhand geführt, schwebt sie über die pisten. den beiden ist es gelungen, morgens alles ein bisschen ruhiger anzugehen. bei unseren allmorgendlichen ersten aufeinandertreffen haben sie auf jeden fall den erholtesten und entspannendsten eindruck gemacht. oder war es doch der apfelpunsch?
ups… beinahe vergessen. wir… uns die gäste: das „schaf der alp clavo“, seines zeichens rentner mit einem gewissen hang zur japanischen kamikaze-gilde, zumindest auf der piste und vater von „ech mache mis eigene deng“, die sich von niemandem zu riskanten abenteuern verleiten liess und dann ankam, wenn sie da war. fehlt nur noch „heisser daumen“, den es zweimal so etwas von zerlegt und in den schnee geschmissen hat, dass er seinen skistock kaum mehr halten konnte. weil er befürchtete, dass sein daumen die grösse seines handschuhs übersteigen könnte, steckte er ihn zur kühlung dauernd in den schnee. nun befürchtet er, dass die hitze den permafrost und somit das weltklima beeinflussen könnte und er daran schuld sei, wenn der golfstrom versiegt. er hat immer noch nicht gemerkt, dass er nicht mehr 18 ist…
nachdem wir uns also am sonntag alle gefunden hatten, musste natürlich bei einem ersten begrüssungsapero die gegend visuell nach potenziellen openair-lokalitäten mit dem entsprechenden fun-faktor abgetcheckt werden. mit der unterstützung eines lageplanes sämtlicher angesagten angeschriebenen häuser machten wir uns auf den weg kreuz und quer beide seiten des tals abzusuchen. dies beschäftigte uns ganze drei tage. am mittwoch dann war es endlich soweit. eines der letzten möglichen ziele. wie konnten wir diese insel im schnee immer und immer wieder verpassen? klar hatten wir uns erst auf die hochalpine region eingeschossen. da nun aber das wetter seinem ruf auch nicht mehr gerecht wurde, die sicht bei zwei bis drei metern lag und die gefühlte temparatur die -20 grad marke erreichte, machten wir uns auf einer bis dahin nicht gefahrenen route auf ins tal. da war sie: die alp clavo – das kleinod hatte genau den richtigen charme – oder war es die getränkekarte oder allenfalls der mit der schaufel rockt, die unseren hohen ansprüchen entsprach? ich weiss heute nicht mehr ob es da pommes gab. ein zusätzlicher vorteil war aber die gute lage. 200 meter unterhalb war die piste fertig und falls beim salto von der bar oder durch einen sturz vom tisch bei einer der nie enden wollenden polonesen etwas unvorhergesehenes passieren sollte, wäre der sportbuss auch auf allen vieren erreichbar gewesen.
erstaunlich war, dass trotz zusicherung aller, niemand von uns das lokal gekannt hatte, nach bereits 20 minuten, „der mit dem tiger rennt“, persönlich und mit namen zum abholen seines bestellten braterzeunisses aufgefordert wurde. das eis war gebrochen und der tanztee eingeläutet. „schnee am helm“ brachte seine musikwünsche an, die präzise umgesetzt wurden, was in einer ausgewachsenen massenparty endete, welche wohl auch bei den anderen gästen als legendär in die annalen eingehen wird.
den donnerstag gestaltete das wetter. dicke wolken hingen tief über den dächern des alpendorfes und leichter schneefall liesen die einen länger schlafen, verleiteten andere zu einer shoppingtour und die ganz harten, entgegen allen widrigkeiten, auf die piste. oder wie auch immer?
am freitag zeigte sich die sonne wieder und so kamen, „schnee am helm“, „der mit dem tiger rennt“, „send das mini schi“, „scharf wie ein messer“, „wie heisst dein stern“, „aber bitte ohni rahm“ und „lueg eifach ned mi belag a“, zu einem tollen letzten skitag der am frühen nachmittag zuende ging, weil die wissenshungrigen „schnee am helm“ und „der mit dem tiger rennt“, gegen abend die heimreise antreten mussten, um am folgenden tag wieder die schulbank drücken zu können. für alle anderen hatte „lueg eifach ned mi belag a“ in einem gemütlichen restaurant sieben plätze für den abend reserviert. bei kapaun, pizokel und einem guten tropfen rotwein ging der abend und eine wirklich tolle woche dem ende entgegen.
wir „ech mache mis eigene deng“ und „heisser daumen“ sind am samstag nochmals auf die piste gegangen, während die übriggebliebenen schnaeggepöstler die ferienwohnung abgegeben haben und sich auf den heimweg machten.
an dieser stelle möchten wir uns bei allen nochmals ganz herzlich für die kurzweile und sehr schöne woche bedanken.
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